«Feuer der missionarischen Berufung erneuern» – Missio Schweiz beim Jubiläum der Missionarischen Welt in Rom
Missio war am Jubiläum der Missionarischen Welt in Rom. Papst Leo XIV. und Kardinal Luis Antonio Tagle riefen zu einem neuen missionarischen Aufbruch auf – mit besonderem Blick auf Migration.

Mit über 40'000 Pilgerinnen und Pilgern aus aller Welt feierte Rom am 4. und 5. Oktober das Jubiläum der Missionarischen Welt – ein Höhepunkt im Heiligen Jahr 2025. Unter den Teilnehmenden befand sich auch eine 20-köpfige Delegation von Missio Schweiz, die gemeinsam mit anderen missionarisch Engagierten sowie Vertreterinnen und Vertretern kirchlicher Werke aus allen Kontinenten an den Feierlichkeiten teilnahm. Das Wochenende stand ganz im Zeichen einer weltweiten Erneuerung des missionarischen Geistes und einer Kirche, die hinausgeht – eine Kirche im Aufbruch und im Dasein.
Kardinal Tagle: Mission als lebendige Bewegung
Bereits am Samstag hatte das Dikasterium für die Evangelisierung zur Internationalen Missionskonferenz an die Päpstliche Universität Urbaniana geladen. Der philippinische Kardinal Luis Antonio Tagle, Pro-Präfekt des Dikasteriums, sprach dort über «Die Missio ad gentes heute: Aufbruch zu neuen Horizonten». Er erinnerte an das Zweite Vatikanische Konzil und dessen Aufruf, die Kirche immer wieder neu auf ihre missionarische Sendung hin zu prüfen. Mission, so Tagle, sei keine nostalgische Rückschau, sondern eine lebendige Bewegung des Glaubens: «Die Kirche ist ihrem Wesen nach missionarisch, weil sie zugleich Frucht der Mission und Trägerin der Mission ist.» Mission bedeute, die konkrete Katholizität zu leben – Einheit im Glauben bei aller kulturellen Vielfalt. Sie dürfe nicht zur Abgrenzung führen, sondern müsse Dialog, Austausch und Geschwisterlichkeit fördern. «Die Vielfalt ist Gabe, nicht Gefahr», betonte der Kardinal.
Migration als neue Gestalt der Mission
Besonderes Gewicht legte Kardinal Tagle auf den Zusammenhang von Migration und Mission. Migration, so erklärte er, sei nicht nur ein soziales oder politisches Phänomen, sondern trage selbst eine missionarische Dimension in sich. Millionen von Migrantinnen und Migranten – darunter viele Christinnen und Christen – tragen ihren Glauben über Grenzen hinweg und werden so zu Missionaren des Alltags. «In ihnen zeigt sich die Missio ad gentes in neuer Gestalt», sagte Tagle. Nicht mehr als Bewegung von Norden nach Süden oder Westen nach Osten, sondern als weltweite Dynamik des Glaubens, die Menschen verbindet und Gemeinschaft schafft. Dort, wo Migrantinnen und Migranten ihr Leben neu aufbauen, entstehe Kirche – lebendig, vielsprachig und grenzenlos. Migration offenbare so, sagte Tagle, «das Antlitz Gottes inmitten einer Menschheit, die unterwegs ist».
Papst Leo XIV.: «Migranten, Missionare der Hoffnung»
Am Sonntag zelebrierte Papst Leo XIV. auf dem Petersplatz die Festmesse zum 111. Welttag der Migranten und Flüchtlinge unter dem Leitwort «Migranten, Missionare der Hoffnung». In seiner Predigt rief er die Kirche dazu auf, das «Feuer der missionarischen Berufung» neu zu entfachen. Mission bedeute heute weniger ein geografisches Aufbrechen, sondern ein Bleiben – ein Dasein mitten unter den Menschen, besonders dort, wo Leid, Ungerechtigkeit und Krieg herrschen. «Bleiben, um Christus durch Annahme, Mitgefühl und Solidarität zu verkünden.» Leo XIV. warnte zugleich vor einer «Kälte der Gleichgültigkeit» gegenüber Migrantinnen und Migranten, die ihre Heimat verlassen müssen: «Diese Boote, die auf einen sicheren Hafen hoffen, dürfen nicht auf das Stigma der Diskriminierung treffen.» Stattdessen solle die Kirche eine Kultur der Geschwisterlichkeit und Hoffnung fördern.
Mission als gegenseitiges Geben und Empfangen
Zentraler Bestandteil der päpstlichen Botschaft war der Aufruf zu missionarischer Zusammenarbeit und einer neuen Kultur der Berufung. Die Kirche müsse ihre Kräfte zwischen Nord und Süd, Ost und West verbinden und voneinander lernen. Besonders die europäischen Länder rief der Papst dazu auf, wieder mehr für missionarische Berufungen zu tun. Diese Impulse prägten auch die Begegnungen der Schweizer Delegation während der Tage in Rom. In Gesprächen mit Partnern aus Afrika, Asien und Lateinamerika wurde spürbar, wie lebendig die weltweite Kirche ist – trotz aller Spannungen und Herausforderungen. «Mission ist keine Einbahnstrasse, sondern gegenseitiges Geben und Empfangen», sagte ein Teilnehmer von Missio Schweiz.
Eine Kirche im Zustand permanenter Mission
Das Jubiläum der Missionarischen Welt zeigte eindrücklich, dass die Sendung der Kirche neu gedacht werden muss – nicht als Weg in die Ferne, sondern als Weg der Nähe: zu den Menschen, die leiden, hoffen, glauben und suchen. Papst Leo XIV. brachte es auf den Punkt: «Es ist an der Zeit, dass wir alle uns in einen Zustand permanenter Mission versetzen.»