„Schön, dass es jetzt diesen Papst gibt“ – Was Rom bewegt hat
Marianne Pohl-Henzen über eine besondere Woche in Rom, gelebte Weltkirche und ihre Begegnung mit Papst Leo XIV.

Wenn Marianne Pohl-Henzen von ihrer Reise nach Rom erzählt, leuchten ihre Augen. Eine Woche lang trafen sich dort die Nationaldirektorinnen und -direktoren von Missio, den Päpstlichen Missionswerken, aus aller Welt – die grösste kirchliche Solidargemeinschaft überhaupt.
«Es war tief beeindruckend», sagt sie. «Man sitzt mit Menschen aus den verschiedensten Ländern zusammen – und doch ist da dieses starke Gefühl der Verbundenheit. Wir glauben dasselbe, beten dieselben Gebete, feiern dasselbe Mysterium. Es war, als würde man mit einer grossen, internationalen Familie Gottesdienst feiern.»
Neben dem gemeinsamen Glauben standen auch ganz praktische Themen auf dem Programm: die Koordination von Kampagnen, die Herausforderungen in verschiedenen Regionen und wie man voneinander lernen kann. Unterschiedliche Sichtweisen? «Natürlich», sagt sie, «aber eher bei organisatorischen Details. Die gemeinsame Ausrichtung war spürbar und motivierend.»
Ein besonderes Highlight war die Begegnung mit dem neuen Papst. «Wir mussten lange warten – kein Wunder, sein Terminkalender ist sicher prall gefüllt. Aber das Treffen war schon unter Papst Franziskus angestossen worden, und es war sehr schön zu erleben, wie Papst Leo XIV. nun diese Rolle übernimmt.»
Wie sie ihn erlebt hat? «Sehr sympathisch, ruhig, eindrücklich. Ich glaube wirklich, dass er das gut machen wird.» Ihre Zuversicht kommt nicht von ungefähr: Papst Leo bringe ein breites Erfahrungswissen mit. «Er kennt die Kirche in Nordamerika, aber auch die junge, lebendige und oft noch arme Kirche des globalen Südens. Und er kennt die römische Kurie – das ist eine seltene Kombination. Er wird mit Weitblick handeln.»
Bis jetzt seien noch keine radikalen Neuerungen von ihm gekommen, aber das sei auch nicht nötig. «Ich bin überzeugt, er wird die zentralen Anliegen von Papst Franziskus weiterführen: Frieden, Gerechtigkeit und vor allem die Würde des Menschen – besonders der Armen und Ausgegrenzten.»
Diese Werte prägen auch die Arbeit von Missio. «Unser Ziel ist nicht, möglichst viele Menschen zu taufen», sagt Pohl-Henzen, «sondern den Menschen in Liebe zu begegnen. Wer wir sind und wie wir handeln – das ist unsere Botschaft. Aus unserem Glauben heraus möchten wir jedem Menschen Wertschätzung entgegenbringen.»
In seiner Rede zu den Nationaldirektorinnen und -direktoren habe Papst Leo diesen Gedanken ebenfalls aufgegriffen. «Seine Worte waren klar und bestärkend – sie haben unseren Auftrag neu unterstrichen.»
Neben den offiziellen Treffen blieb auch Raum für persönliche Begegnungen. «Ich habe viele beeindruckende Kolleginnen und Kollegen kennengelernt», erzählt sie. «Gerade für unsere Kampagnen wie den Sonntag der Weltmission im Oktober oder die Aktion Sternsingen ab November ist der Austausch wertvoll.»
Ein Erlebnis hat sie besonders berührt: «Es gibt Missio-Stellen in Ländern des Globalen Südens, die trotz eigener Not andere unterstützen – das ist gelebte Solidarität. Das hat mich tief bewegt. Für mich war diese Woche ein Geschenk.»